Kameraüberblick Balgenkameras Kleinbildfilm |
Stückzahlen, Seriennummern und Sammlerwert aller Kodak Faltbalgenkameras |
||
Alle Kodak Faltbalgenkameras von 1934 bis 1960 in Text & Bild |
![]() |
||
Natürlich gab es schon vor der Einführung des neuen 35mm Films kompakt zusammenfaltbare Klappkameras. Von den frühen Laufboden- bis hin zu den Rollfilmkameras. Ungezählt sind die Modelle für den 127er, den 120er und für weitere Filme, die weltweit bis in die späten 50er Jahre hinein gebaut worden sind. Doch so richtig klein und handlich wurden die Fotoapparate erst mit der Einführung der Kleinbildpatrone. Und da gebührt Kodak/Nagel besonderes Lob als Vorreiter und Maßstabgeber in dieser Sparte. Erst mit der Rollei 35 kam ein weiterer Schritt zur Miniaturisierung. Aber das sollte noch 35 Jahre dauern..... |
|||||||||||||
![]() |
1908 - August Nagel gründet zusammen mit seinem Freund Carl Drexler einen "Betrieb für photografische Apparate und Bedarfsartikel" mit drei Mitarbeitern.
1913 - Oskar Barnack (1879-1936) konstruiert den ersten Prototypen der Kleinbildkamera Leica mit dem neuen Filmformat 24x36 mm, bestehend aus zwei Normalfilmbildern von 35-mm-Cinefilm. Barnack hatte, ausgehend vom Auflösungsvermögen des menschlichen Auges, eine Bildgröße von 22x33 mm als optimale Bildgröße ermittelt. 1919 - Gründung der Contessa-Nettel AG
1925 - Die erste Ganzmetallkamera für 35 mm-Film – die Leica (Akronym für »Leitz Camera«) – wird serienmäßig auf dem Markt eingeführt. Dabei wird Standardkinemascopfilm verwendet, der allerdings noch in eine spezielle Patrone geladen werden muss. Dennoch ist diese Kamera aufgrund ihrer geringen Größe und Leitz Qualität bald sehr begehrt. Leider ist eine Leica für einen geringverdienenden Amateur viel zu teuer. 1928 - Gründung der "Dr. August Nagel - Fabrik für Feinmechanik" in Stuttgart Wangen
Kodak Eastman als weltgrößter Hersteller von Filmmaterial war von den neuen Möglichkeiten Kinofilm auch in Fotoapparaten zu verwenden begeistert; als gerüchteweise aufkam, dass die Konkurrenz in Deutschland plante vorgefüllte Filmpatronen herzustellen und preiswertere Kameras für 35mm Film zu bauen, beschloss man dem zuvorzukommen. Kodak suchte sich im Land der besten Kamerahersteller eine Firma mit dem nötigen Know How im Bau von kompakten Kameras. 1927 - übernimmt Kodak den Filmhersteller Glanzfilm AG in Berlin-Köpenick, die Deutsche Kodak AG wird gegründet 1931 - Die Kodak Aktiengesellschaft übernimmt das Dr. August Nagel Kamerawerk in Stuttgart
1934 - Im deutschen Kodak-Werk in Stuttgart wird die Kleinbildkamera Kodak Retina produziert, die zum sensationellen Preis von nur 75 Reichsmark für weite Kreise erschwinglich war. Mit dieser Kamera begann die Millionenserie von Retinas.
In der Folgezeit - sowohl vor als auch nach dem Krieg - wurden die Retinas zu den beliebtesten und Meistverkauftesten Kleinbildkameras weltweit. Insgesamt wurden zwischen 1934 und 1957 mehr als 1.600.000 Stück Balgenklappkameras produziert. Durch sie - natürlich auch durch den gelben Riesen, der dahinter stand - erhielt der 35mm Film die Bedeutung, die er in allen möglichen fotografischen Bereichen über 75 Jahre behaupten konnte. Als Balgenkamera waren die Retinas fast ohne Konkurrenz, dem Zug der Zeit folgend lösten ab den 70ern auch bei Kodak Apparate mit fest eingebauter Optik die handlichen Kompakten ab. Bald stürzte sich Kodak dann in neue Gewinn versprechende Abenteuer wie den Instamatic-, Pocket- oder Diskfilm, jedes Mal mit Einführung der, wie es heute heißt, notwendigen Hardware. |
||||||||||||
Die Grundtypen von Retina Kleinbildfaltbalgenkameras und ihre Produktionszeiten:
|
|||||||||||||
![]() Dr. August Nagel - 1882 - 1943 Gründer der "Dr. August Nagel - Fabrik für Feinmechanik" in Stuttgart Wangen |
![]() Dr. Helmut Nagel Setzte als Sohn das Lebenswerk seines Vaters fort - Vorstandsvorsitzender der Kodak Werke 1953 - 1979 |
||||||||||||
|
Wollte man als ambitionierter Fotoamateur sich etwas gönnen, dann erwarb man eine gute Kamera. Die aber hatte ihren Preis und der fiel und stieg parallel zur allgemeinen Wirtschaftslage. Unten die Originalpreise für einige beliebte Modelle der gehobenen Amateurklasse. Natürlich je nach Währung in Reichsmark bzw. Deutsche Mark.
Aber die Kameras wurden ja nicht alleine teurer, alles andere ja ebenfalls. So stiegen auch die Stundenlöhne deutlich an (siehe unten). Nach dem Kriegsende ging es zwar zunächst erst recht langsam voran, die meisten konnten von einer Kamera nur träumen, hatten sie doch Wichtigeres anzuschaffen, doch ab 1950 begann das, was wir heute Wirtschaftswunder nennen. Ein neuer Fotoapparat war in greifbare Nähe gerückt. Interessant vielleicht zu sehen wie lange ein Arbeiter für einen solchen arbeiten musste. Als Beispiel sind hier neben je zwei Retina Modellen die seinerzeit preiswerteste und teuerste Amateurkamera aufgeführt. In der Folgezeit veränderte sich das Verhältnis drastisch. So haben deutsche Arbeitnehmer ihren durchschnittlichen Stundenlohn in den vergangenen 40 Jahren etwa verfünffacht: von umgerechnet 4 Euro im Jahr 1970 auf durchschnittlich 20 Euro im Jahr 2008. Zwar sank die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden pro Arbeitnehmer im gleichen Zeitraum um rund 30 Prozent: von 1.879 Stunden pro Jahr auf 1.362 Stunden. Doch insgesamt war brauchte man immer weniger Arbeitszeit einzusetzen um eine Kamera zu erwerben. Heute sind Wegwerfkameras als die billigste Variante in 15 Minuten erwirtschaftet, eine einfache Digitalkamera erfordert gerade mal einen knappen Arbeitstag. Für gute Amateurgeräte ist der Durchschnittsverdiener rund 14 Tage im Einsatz. Nur die Spitzenmodelle verschlingen auch heute noch zwei bis vier Monatslöhne.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Copyright © Reinhard Krahé