Im
Herbst 1945, also direkt
nach dem Krieg, nahm man in Stuttgart-Wangen auf Betreiben der US Muttergesellschaft
die Produktion von Kameras wieder auf. Zunächst wurde das
>>> 148er Modell von 1939 >>> unverändert
unter der Bezeichnung
Retina 010/0
neu aufgelegt. Auch
die Vorkriegs Retina II Typ 150 wurde 1946 unter der Typenbezeichnung
011 wieder belebt. Leisten konnten sich damals im besetzten Trizonesien
kaum jemand ein solches Prachtstück, die meisten Einheiten wanderten
daher über den großen Teich zu den Siegern oder gingen an das Militär
der Besatzungsmächte. Aber auch dort war die Retina I mit über 50 $
und die Retina II mit über 125 $ nicht gerade ein Schnäppchen. Es gibt
Berichte, wonach sich GIs auf der Suche nach einer Leica glücklich schätzten,
dass sie wenigstens eine "German Kodak" erwerben konnten. Noch
gab es keine Blitzsynchronisation, keinen Zubehörschuh, keinen Schnellschalthebel.
Das sollte sich jedoch recht bald ändern, so dass die Retinas bald zu
den begehrtesten Modellen der Nachkriegszeit auch für den engagierten
Amateur im über die neue Wirtschaft verwunderten Deutschland avancierten.
Insgesamt
wurde die
neue Retina I nach einer Zwangspause von vier Jahren wegen der
versuchten Übernahme der Weltherrschaft über eine Viertelmillion mal
hergestellt, wobei es
etliche Ausführungen der ersten
Kodak Retina Nachkriegskamera gibt. Zunächst wurde mit alten noch vorhandenen
Teilen gebaut, in der ersten Zeit war es auch schwierig an Buntmetalle
wie Messing, Nickel, Chrom zu kommen. Da fertigte man in Stuttgart halt
einiges aus Stahlblech. Da es auch Engpässe bei der Beschaffung von
Objektiven gab, half der Mutterkonzern mit einer Eigenkonstruktion (Objektivfertigung
Eastman Kodak Co./Made in USA - Kodak Ektar) aus. Es kamen u. a.
folgende Bestückungen zum Einsatz:
Die
Objektive ....
f/3.5 5 cm Retina-Xenar (unvergütet)
f/3.5 50mm Kodak-Ektar (unvergütet)
f/3.5
50mm Kodak-Anastigmat (unvergütet)
f/3.5
50mm Rodenstock Ysar (vergütet)
f/3.5
50mm Kodak-Ektar (vergütet) - [diese hier]
f/3.5
50mm Retina-Xenar (vergütet)
....
jeweils mit den Verschlüssen Compur oder Compur Rapid.
"Retina 010/0 - Diese Type
ist weitgehend baugleich mit dem Vorkriegsmodell der Type 148. Eindeutiges
Unterscheidungsmerkmal: Schräg stehende Dreieckmarke am Zahlwerk (es
sei denn, dass anlässlich der Reparatur eines Vorkriegsmodells nachträglich
der Schaltwerkdeckel ausgetauscht wurde). Rund 1500 Retina Kameras verließen
in den ersten sechs Wochen das Werk; bis zum Jahre 1949 waren es schätzungsweise
126000 Stück, die unter schwierigsten Bedingungen gefertigt wurden.
Sowohl Rohstoffmangel wie auch Störungen in der Belieferung von Heizöl
und Strom brachten immer wieder Unterbrechungen mit sich. In den ersten
Serien erfolgte die Gravur der Objektive noch mit der Brennweitenangabe
in cm, die alsbald einheitlich in mm abgewandelt wurde. Seit etwa 1948
wurden die Objektive in vergüteter Ausfertigung geliefert; ebenfalls
seit diesem Zeitraum fehlt der Riegel für eine Verschlussauslösung an
der Objektiv-Frontplatte links unten. Entfernungs-Skala in Meter oder
feet. Bis Juni 1948 nur für Export oder US-Dienststellen." (vergl. Karl
Otto Kemmler - Kodak Retina - Stuttgart 1989)
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