 Die
Fotografie mit dem 35-mm-Kinofilm begann 1925 mit der Leica. Dazu kaufte
der Fotograf den Film als Meterware und befüllte damit spezielle Kassetten.
Auch bei den nachfolgenden Modellen anderer Hersteller existierte noch kein
einheitlicher Standard. Diesen schuf Kodak erst 1934 mit dem Filmtyp 135,
der sich in Deutschland erst nach 1945 durchsetzte. So erschien es nicht
ungewöhnlich, dass Agfas erste Kleinbildkamera eine eigene Patrone verwendete.
Sie orientierte sich am Ansco Memo System. (siehe unten)
Als Filmhersteller
lieferte Agfa seinen Karat-Film selbstverständlich fertig konfektioniert,
es handelte sich um Blechpatronen ohne Kern, aus denen der Film lose herausschaute.
Er brauchte nur in die Kamera eingelegt und dann transportiert werden. Dann
schob er sich selbsttätig in die Aufwickelpatrone, welche man schließlich
der Kamera wieder entnahm. Die bisherige Vorrats- fand dann als Aufwickelpatrone
Verwendung, genau so, wie es mit den Spulen beim Rollfilm geschah. Die Patronen
enthielten Film für 12 Aufnahmen im gewohnten Format 24 mm x 36 mm.
Alle Karat-Kameras
waren mit einem Balgen ausgestattet. Die Objektivplatte klappte allerdings
nicht wie bisher bei den meisten Rollfilmkameras heraus, sondern sprang
durch eine Scherenmechanik nach vorne aus dem Gehäuse. Ihre fortschrittliches
Merkmal war eine Doppelbelichtungssperre.
Als erstes
Modell stellte Agfa die Karat 6,3 vor, sie kostete 35 RM und besaß
ein Anastigmat
Igestar f=1:6,3 mit der
von der Leica gewohnten 50 mm Brennweite. Ihr Verschluss (Agfa Automat)
bot die Einstellungen 1/25, 1/50 und 1/100, B und T (Dauerbelichtung). Die
Frontplatte war ursprünglich im Art-deco-Stil gehalten, wurde jedoch 1938
durch eine unverzierte Oberfläche abgelöst.
Die Karat Art Deco (Typ 201/0)
wurde im Zeitraum von 1936 bis 1938 ca. 40.000 mal produziert.
Die Agfa Karat trat einen harten Gang gegen die bereits etablierte Kodak
Retina mit deren ebenfalls neuen, allerdings schon ein Jahr zuvor auf den
Markt gebrachter Kleinbildpatrone an. Sie warb mit: "Die gute Kleinbildkamera
zum volkstümlichen Preis – bequeme Handhabung – höchste Aufnahmebereitschaft
– kleinste Ausmaße – Lichtstärke in Auswahl von 1:6,3 bis 1:3,5 – Filmandruckplatte
– spielend leicht einzulegende Spezialpatrone mit nur 12 Aufnahmen – automatische
Sperrvorrichtung bei allen Modellen gegen Doppelbelichtungen und Leerschaltungen
– Bildzähluhr – Stativmutter" - doch genützt hat das auf Dauer nicht viel,
in der Beliebtheit zog der 35mm Kleinbildfilm mit den dazugehörigen Kameras
davon.
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