
Die Kamera-Fabrik Woldemar Beier wurde 1923 in Freital als Beika-Kamera-Werke
bei Dresden gegründet. Zunächst baute man solide Plattenkameras, zunächst
mit Holz- (Edith 1923, Erika 1923, Lotte 1925) später auch
mit Aluminiumgehäuse. Die erste Rollfilmkamera (Gloria) fertigte
man 1929.
Ab 1930 kamen verschiedene Boxkameras (Beier Box, Box I, IA-Box,
Box II) und ab 1931 eine 3x4 cm Rollfilmkamera (Beika) hinzu.
Die erste 35mm Kamera, die Beira Okula, wurde 1932 in allerbester
Qualität gebaut, deren Zutaten: Elmar 50 mm f/3.5 Objektiv von Ernst
Leitz Wetzlar und als Verschluss einen Compur Rapid (bis zu 1 / 500)
von Friedrich Deckel, München.
1932 erfolgte die Umbenennung in Beier-Kamera-Werke-Freital.
Man baute bis zum Krieg eine breite Palette von Modellen; Rollfilmklappkameras,
Kleinbildkameras, 6x6 Spiegelreflexkameras, allesamt einfache, aber
gute und solide Produkte.
Im Jahr 1934 änderte das Unternehmen wieder einmal seinen Namen in:
Kamera Fabrik Woldemar Beier - Freital. In den letzten Produktionsjahren
vor dem Krieg wurden weiterhin gute Faltbalgen Kameras gebaut,
wie Precisa, Rifax, Voran, Beirax oder Standard, immer
mit hochwertigen Komponenten.

Im Jahr 1938 erscheint zur Leipziger Frühjahrsmesse die 6x6 SLR Kamera
Beier Flex mit einem austauschbaren Objektiv (Standart ist ein
75-mm Schneider Xenar 1/2,8) sowie die KB Faltbalgenkamera Beirette
I.
Ab 1941 wurde noch die Messsucherkamera Beirette II herausgebracht,
bevor die Firma wie fast allen anderen deutschen Unternehmen der optischen
Industrie die Produktion umstellen musste. Es wurden nunmehr Bauteile
für Flugzeuge und U-Boote gebaut.
Im Jahre 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Firma
demontiert und von den Sowjets in die UdSSR nach Uljanowsk (bis
1924 Simbirsk) an die Wolga
verfrachtet.
Woldemar Beier begann eine behelfsmäßige Produktion für Geräte für den
Heimbereich ( Töpfe, Siebe etc.) und versuchte in der Zwischenzeit,
die Produktion von Kameras neu aufzulegen. Im Jahr 1949 begann er mit
25 Mitarbeitern, die bei ihm geblieben waren, langsam und mühsam mit
der Herstellung von Vorkriegskameramodellen, insbesondere der Beirax.
Wegen der requirierten Maschinen und Formen konnten die Spitzenmodelle
der Vorkriegszeit wie Okula und Beirette jedoch nicht
neu gefertigt werden, zumal es dafür noch keinen Markt gab.

Am 18.Februar 1957 stirbt der Firmengründer Woldemar Beier, sein
Sohn führt die Geschäfte weiter.
Ab 1959 "beteiligte" sich der Staat der DDR als nicht allzu stiller
Teilhaber, ab 1972 geriet das Werk unter dessen vollständigen Kontrolle.
Es erfolgte 1974 noch die Eingliederung der Pouva Kamerafabrik,
der Tharandt-Kamera-Werke und des Optischen Werkes Ernst Ludwig,
ab 1980 ist das Konsortium im Kombinat VEB Pentacon-Dresden eingeschlossen.
Die staatliche Lenkung sorgte dafür, dass zunehmend immer preiswertere
Produkte mit einfachster optischer Ausstattung - auch für den Devisen
bringenden Export - gefertigt wurden.
Die ab Mitte der 70er Jahre gebauten Beiretten (u. a. auch
unter dem Namen Beroquick gehandelt) hatten nun gar nichts mehr
mit ihrer Namensvorgängerin gemein. Es handelte sich nun um kompakte
Kleinbildsucherkameras zunächst für den stark geförderten SL Schnell-Lade-Kassetten-Film,
später auch für die KB-Patrone. Sehr viel "Plaste"*), wenig Präzision:
einfacher geht's kaum. In der Tat fühlt sich alles daran etwas lätschert
an. In England war diese Kamera bei einer der größten Drogeriemarktketten
als "Boots Beirette BL" (in Schwarz, es gab sie aber auch in
anderen Farben) mitsamt Film als Werbe-Gimmick für fast nix zu haben.
1989 nach der Wende wurde fast die gesamte optische Industrie
der ehemaligen DDR wegen Unrentabilität abgewickelt.
Ausführliches zur Firmengeschichte siehe:
http://www.beier-kamera.de/index.html
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