Das Schönbornsche
Hofgut in Öttershausen
Ende Oktober
hatten wir die Gelegenheit in der Ruine des Schüttbaus - dem einzigen Gebäudeteil
des Guts, das noch nicht gänzlich zerfallen oder abgerissen ist - zu fotografieren.
Da die Geschichte dieses ehemaligen Riesenkomplexes auf zig Internetseiten
nachgelesen werden kann, möchten wir uns auf unsere Aufnahmen beschränken.
Ein kurzer Einblick in die Thematik mag jedoch der unten stehende Beitrag
liefern.
Für uns
war es auch ohne diesen Hintergrund des Abriss- und Verfallsskandals
eine beklemmende und traurige Angelegenheit, trotz des schönen Herbstwetters.
Wir zeigen hier recht viele Ablichtungen, denn wer weiß, wie lange das Gemäuer
noch steht?
Zu den Fotos: 
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Völlig marode
Denkmal-Skandal in Unterfranken
Das Schönbornsche Hofgut in Öttershausen ist ein einmaliges Ensemble, erschaffen
von Balthasar Neumann, einem der bedeutendsten Baumeister des Barock. Seit
kurzem wird dort die Abrissbirne geschwungen - eine Bankrotterklärung für
den Bayerischen Denkmalschutz - und nur die Spitze des Eisbergs.
Die Würzburger Residenz, das Treppenhaus von Schloss Bruchsal, die Basilika
der Abtei Münsterschwarzach - das sind nur einige der berühmten Meisterwerke
von Balthasar Neumann, einem Schwergewicht der Barockarchitektur. Schlösser,
Kirchen, Kapellen - Neumann war ein gefragter und vielbeschäftigter Baumeister
seiner Zeit, in den Städten, wie auch auf dem Land.
So ist - nach Einschätzung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege -
auch das Schönbornsche Hofgut im unterfränkischen Öttershausen in weiten Teilen
von Neumann erbaut und umgebaut worden. Ein Ensemble, das unter Denkmalschutz
steht und dessen Tage jetzt dennoch gezählt sind. Denn zahlreiche der zum
Hofgut gehörenden Scheunen sind völlig marode. Der adelige Besitzer hat zahlreiche
Denkmäler geerbt, so dass er viel Bausubstanz zu erhalten hätte. Von ihm die
komplette Sanierung des Schönbornschen Hofgutes zu verlangen, wurde als unzumutbar
eingestuft, weshalb er auch die Abrissgenehmigung für Teile des Ensembles
erhalten hat.
Jetzt ist es zu spät
Man hätte viel früher eingreifen müssen, um es noch retten zu können, aber
jetzt sei es zu spät, sagt Egon Johannes Greipl, der Generalkonservator des
Landesamtes für Denkmalpflege. Es sei nur ein Beispiel, das zeige, dass der
Denkmalschutz finanziell völlig unzureichend ausgestattet ist: "1990 hatten
wir doppelt so viele Mittel wie heute, da müssen wir wieder hin", sagt er.
Die gute Nachricht ist, dass der wichtigste, komplett von Neumann erbaute
Teil, der sogenannte Schüttbau, erhalten bleiben wird.
Der wegen seines berühmten Architekten in die Schlagzeilen geratene Fall ist
längst keine Ausnahme mehr: Im ländlichen Raum findet ein erschreckender,
von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkter Schwund von Denkmälern statt.
Mitursachen dafür sind fehlendes Geld in der Denkmalpflege, sowie ein mangelnder
wirtschaftlicher Vorteil der Erhaltung. Denn auf dem Land sind Denkmal-Kleinode
eben viel schwerer zu vermarkten, als Sehenswürdigkeiten in den Städten.
29.11.2011 / ("Capriccio", BR) / 3sat Kulturzeit
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